Das Ritual des Ostfriesentees entdecken
Geschrieben von Chantal Hövel am
Von Kluntje bis Sahnewolke
Der Ostfriesentee, ein Symbol der ostfriesischen Kultur, steht für weit mehr als nur eine Tasse heißen Aufguss. In der windumtosten Region Ostfrieslands ist er ein fest verankertes Ritual, ein Zeichen von Gastfreundschaft und ein Moment des Innehaltens im Alltag. Mit seiner speziellen Zubereitungsweise und den charakteristischen Zutaten wie Kluntje und Sahne, erzählt jeder Schluck eine Geschichte von Tradition, Gemeinschaft und der Kunst des Genießens. Tauchen Sie mit uns ein in die faszinierende Welt des Ostfriesentees und entdecken Sie, was ihn so besonders macht.
Die Auswahl des Tees
Der klassische Ostfriesentee besteht aus einer Mischung von kräftigen Assam-Tee und Cylon. Die Teesorten aus der Region Assam in Indien sind bekannt für ihr intensives, malziges Aroma und ihre dunkle, bernsteinfarbene Tasse. Cylon-Tee sort für eine gewisse Frische und Leichtigkeit. Beim Ostfriesentee geht es nicht nur um den Geschmack, sondern auch um die Farbe und das Mundgefühl des Tees.
Das Wasser
Die Qualität des Wassers ist entscheidend für den Geschmack des Tees. Für die Zubereitung des Ostfriesentees sollte weiches Wasser verwendet werden. Hartes Wasser kann den Geschmack des Tees beeinträchtigen und ihm eine unerwünschte Note verleihen. Wenn Sie in einer Region mit hartem Wasser leben, empfiehlt es sich, das Wasser vorher zu filtern oder spezielles Teewasser zu verwenden.
Die Teekanne
Die Wahl der Teekanne ist ebenfalls von Bedeutung. In Ostfriesland wird traditionell eine Porzellankanne verwendet. Porzellan hält die Wärme gut und gibt keine Fremdaromen an den Tee ab. Vor dem Einfüllen des Tees sollte die Kanne mit heißem Wasser vorgewärmt werden. Dies sorgt dafür, dass der Tee sein volles Aroma entfalten kann und nicht durch eine kalte Kanne abgekühlt wird.
Die Teezubereitung
Nun kommen wir zum Herzstück der Ostfriesentee-Zubereitung: dem Anbrühen. Für eine Kanne Ostfriesentee (ca. 1 Liter) benötigen Sie etwa 15 Gramm Tee. Dies mag im ersten Moment viel erscheinen, aber es ist die Menge, die benötigt wird, um den kräftigen Geschmack des Ostfriesentees zu erzielen.
Das Wasser sollte kochen, wenn Sie es über den Tee gießen. Aber hier kommt der Kniff: Das "Anwärmen". Zuerst begießen Sie den Tee nur knapp mit kochendem Wasser, lassen Sie ihn nur kurz, etwa 1-4 Minuten, ziehen. Jetzt gießen Sie den Tee erneut mit kochendem Wasser auf und lassen ihn diesmal 3-5 Minuten ziehen um das volle Aroma des Tees zur Geltung und sorgt für den typischen Geschmack des Ostfriesentees.
Das Ostfriesische Tee-Ritual
Das Besondere am Ostfriesentee ist nicht nur der Tee selbst, sondern auch die Art, wie er serviert wird. Hier sind die Schritte des traditionellen Tee-Rituals:
Kluntje: In die leere Tasse wird zuerst ein Stück Kandiszucker (Kluntje) gegeben.
Tee: Gießen Sie den frisch gebrühten Tee über den Kluntje. Sie sollten ein leises Knistern hören, das durch das heiße Tee verursacht wird, der auf den Kandiszucker trifft.
Sahne: Geben Sie einen kleinen Löffel Sahne in die Tasse. Die Sahne sollte sich wie eine Wolke im Tee verteilen und nicht umgerührt werden.
Genießen
Der Ostfriesentee wird traditionell ohne Umrühren getrunken. So können Sie die verschiedenen Geschmacksschichten – von der süßen Kandisbasis bis zur cremigen Sahneoberfläche – in einem Schluck erleben. Es ist ein Erlebnis, das in seiner Einfachheit tief verwurzelt ist in der Kultur und Tradition Ostfrieslands.
Das besondere Ritual des Ostfriesentees
Die Zubereitung von Ostfriesentee ist mehr als nur ein einfacher Teeaufguss. Es ist ein Ritual, das die Kultur und Tradition Ostfrieslands widerspiegelt und das in seiner Einfachheit und Tiefe beeindruckt. Wenn Sie diesen Tee einmal nach der traditionellen Methode zubereitet haben, werden Sie verstehen, warum er in dieser Region so geliebt wird. Es ist nicht nur ein Getränk, sondern ein Erlebnis, das Generationen verbindet und das Herz und die Seele wärmt. Prost, oder wie man in Ostfriesland sagt: "Tee tid!" (Teezeit).